Mehr als ein Facelifting

In den 70er-Jahren gebaut, war das Bad mehr als in die Jahre gekommen. Erst der schrittweise Ausfall der Technik gab den entscheidenden Impuls für eine Komplettsanierung.

EIN ANRUF mit der Anfrage ein Bad zu renovieren – so beginnt es häufig und dennoch weiß man nie, was einen wirklich erwartet. Die Bauherren machten einen sympathischen Eindruck und entsprechend positiv eingestimmt begann die erste Anreise zur Besichtigung. Ein schlichtes Einfamilienhaus, doch: Ein liebevoll restaurierter herrschaftlicher gusseiserner Gartenzaun, eine knallrote englische Telefonzelle und Postbox sowie viele andere Details um das Haus herum signalisierten, dass hier durchaus ein wenig schräg gedacht wird. Dieser Eindruck setzte sich im Inneren fort: Experimentierfreude und Liebe zum Detail in jeder Ecke. Warum dieses Bad so lange überlebt hat, ist ein Rätsel.

Das Ergebnis der ersten Besprechung kann kurz zusammengefasst werden: Komplettsanierung, keine Badewanne und klare Linien. Als besonders störend empfunden wurde der in der Ecke liegende Installationsschacht und der hieraus resultierende Wandversatz. Ansonsten war man für alles offen und gespannt auf die Vorschläge. Solche Voraussetzungen findet man selten für eine Planung. Das Budget wurde vorerst hintenangestellt um in der Lösungsfindung nicht vorab einzuschränken.

Zonieren ohne zu trennen

Das architektonische Konzept basiert auf einer klaren Zweiteilung des Raumes. Zusammengefasst sind Dusche sowie Bidet und WC, die beiden Waschtische, Spiegelschrank und ein großvolumiger Schrank belegen die andere Raumhälfte. Eine begradigte Fensterfront sowie die einheitlich durchgezogene Boden - fläche geben dem Raum ein klares Erscheinungsbild. Visuell getrennt werden die beiden Bereiche durch mattierte Glasscheiben, die über Edelstahlstangen schwebend zwischen Boden und Decke verspannt sind. Durch das Aufhängen wird vermieden, dass die Raumkonturen unterbrochen werden. Das Auge kann diese ungehindert abtasten, der Raum wird hierdurch ganzheitlich wahrgenommen. Die Glasscheiben teilen das Bad leicht asymmetrisch und bilden einen dezenten Sichtschutz zu Dusche und WC. Empfangen wird man beim Betreten durch eine freistehende Spiegelschrank-Stele mit gegenüber - liegend aufgehängten Waschtischen.

Die Vorsatzschale als Alleskönner

Als wichtigstes Gestaltungsmerkmal entwickelte sich die der Fensterfront vorgesetzte Trockenbauwand. Ausgehend vom Wunsch der Bauherren den störenden Wandversatz zu beseitigen, entstand die Idee die Installationsblöcke von Bidet und WC über die gesamte Wandfläche mit einer Vorsatzschale zu verkleiden. Oben frei auslaufend ergibt sie sich als solche zu erkennen, gleichzeitig kann über eine dahinter gesetzte LED-Lichtleiste der Raum dezent indirekt beleuchtet werden. Die Wandscheibe beruhigt den Raum durch das Kaschieren des Mauerversatzes, ihre besondere raumgestaltende Wirkung liegt jedoch im »verborgenen« Stauraum. Handtücher, Kosmetika, Föhn, Putzmittel – all diese Utensilien müssen ihren Platz im Bad finden. Solche hierzu benötigten Schränke sind voluminös und werden im Raum als störend wahrgenommen. Eingestellt in der vorgesetzten Trockenbauwand verlieren Schränke und Regale jedoch ihre raumirritierenden Volumina, die um - laufenden hinterleuchteten Fugen verleihen ihnen zudem einen schwebenden Charakter. Vor dem Fenster wurde ein Rahmen eingesteckt. Mittig getrennt ermöglicht er einen Vorhang zu integrieren, ähnlich einer Theaterbühne.

Die Kunst der Fuge

Solch ein reduziertes Baddesign lenkt die Blicke zwangsläufig auf die wenig verbliebenen Detailpunkte. Umso sorgfältiger müssen diese geplant werden und deren handwerkliche Ausführung sein. Das »Detailkonzept« beschränkt sich auf die Betonung der Fläche und eine klare Trennung der einzelnen Bauelemente von der Trockenwand über ein präzises Fugenbild. Fensterrahmen, Schränke und das unter dem Fenster sitzende Regal sind seitlich rundum auf 10 mm Abstand zur Trockenbauwand gesetzt. Die Schattenfugen der Schränke und des Regals können über integrierte LED-Lichtbänder hinterleuchtet werden. Für die Ausführung der Schattenfugen fertigten wir vorab Rahmen, in die bereits Aluschienen zum Anspachteln sowie die LED-Lichtbänder integriert wurden. Die Aluschienen (KP04) entnahmen wir dem Zubehörsortiment von Küffner Aluzargen, der diese für den flächenbündigen Einbau seiner Türzargen entwickelt hat. Sie können über eine 3,2 mm breite Sägeblattnut exakt positioniert werden. Die vorgefertigten Rahmen wurden vorab in der Ständerwand eingebaut, die Beplankung verspachtelt und erst in der Endphase werden die Schrankelemente eingeschoben. Diese Vorleistung sollte man nicht dem Trockenbauer überlassen, sondern vorab selbst erledigen. Die Rahmen müssen absolut rechtwinklig und lotgerecht eingebaut werden – besonders bei diesem Projekt – da ansonsten die 2-mm-Fugen der außen aufschlagenden Türen nicht mehr funktioniert hätten. Unerlässlich hierbei: ein Laser. Zusätzlich wurden die Rahmen querverstrebt, damit auch nach Beplanken durch den Trockenbauer die Lichten noch stimmten. Ist erst einmal beplankt und verspachtelt, können die Maße nicht mehr korrigiert werden.

Von alleine steht nichts gerade

Nahezu als Letztes eingehängt wurden die mattierten Glasscheiben. Die Vorarbeiten hierfür standen jedoch ganz zu Beginn des Umbaus. Das längs zum Raum verlaufende Fugenbild des Schiffsbodens erforderte eine exakte parallele Einmessung der Trockenbauwand, hierzu rechtwinklig und genau mittig zur Bodendiele musste die Unterkonstruktion für die Glasscheiben eingemessen werden. Die ersten montierten Bauteile des Bades waren das Boden- und Deckenprofil der Ständerwand sowie die hierzu rechtwinklig gesetzten durchlaufenden Stahlprofile auf dem Rohbetonboden und der Decke für die Glasscheibenabhängung. Die Stahlprofile enthielten bereits alle Bohrungen sowie erforderlichen Anschweißmuttern zum Einspannen der Edelstahlstangen. Von dieser Bezugsachse ausgehend wurden anschließend die Stahlunterkonstruktion der Waschtischstele sowie die Duschrinne eingemessen. Dies alles verschwand anschließend unter dem Heiz - estrich und erst mit Verlegung des Bodens sollte sich zeigen, ob alles fehlerfrei eingemessen war.

Die Fuge gestaltet das Möbel

In logischer Konsequenz zur bisherigen Gestaltung wurden auch die Möbel formal sehr schlicht designt und hierbei auf die Fugen ein besonderes Augenmerk gelegt. Den 10 mm breiten Fugen der Wandkonstruktion wurde eine 2 mm breite Möbelfuge entgegengesetzt. Allen sichtbaren Kanten wurden hierzu seitlich Aluminiumwinkel aufgesetzt. Oberflächenbündig beigefräst und geprimert wurde anschließend das Laminat aufgezogen. Dies ist handwerklich sehr aufwändig und die hierfür erforderlichen Zweikomponentenkleber sind nicht jedermanns Lieblingswerkstoff. Das Resultat sind an allen Möbelkanten umlaufende schmale Fugen, sodass niemals die Stärke des Plattenwerkstoffs erfasst werden kann. Jede sichtbare Kante ist auf ein Maß von 3 mm reduziert. Eine Auszugsblende oder Schranktür wird nicht als 16 mm starke Platte wahrgenommen, sondern zeichnet in der seitlichen Ansicht eine feine Linie. Der Charakter des massiven Brettes wird abgelöst von der Wahrnehmung einer eher zweidimensionalen Fläche. Den Möbeln wird so eine Leichtigkeit verliehen, die im Zusammenspiel mit den Schatten- und hinterleuchteten Fugen ein schlüssiges Gesamtkonzept ergibt.

Reishülsen sind kein Abfall

Der Boden erinnert an das Teakholzdeck alter Segeljachten und ist in Optik und Haptik von Tropenholz auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden. Tatsächlich wird der Werkstoff Resysta auch häufig für Schiffdecks verwendet und er ist fester Lagerbestand in unserer Werkstatt. Der Grund hierfür ist seine hundertprozentige Beständigkeit gegen Wasser. Das faser verstärkte Hybridmaterial besteht zu 60 Prozent aus Reishülsen, 22 Prozent aus Steinsalzen und 18 Prozent aus Mineralöl. Der Boden verläuft über die gesamte Fläche, einschließlich der Duschtasse mit der integrierten Duschrinne. Verlegt wurden komplett vorgefertigte Paneele von rund 2,5 Quadratmetern. Links und rechts der unter der Glastrennwand liegenden Einzeldiele liegen jeweils zwei Paneele, zueinander in Fugenabstand auf dem mit Nivellierspachtel ausgeglichenen Estrich verklebt. Die mit seitlichem Übermaß gelieferten Paneele wurden vor Ort exakt auf das Raum maß zugeschnitten. Der Zuschnitt ist mit allen für Holz geeigneten Werk - zeugen problemlos zu bewältigen. Abschließend erfolgte die Restverfugung sowie der Schliff und die Ober flächenvergütung.

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